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Erfolgreiches Beschwerdemanagement in der Logistikbranche

Lisa-Marie Karusseit

Vom Kummerkasten über Vertrauenspersonen bis hin zu Awareness Teams.

Beschwerdemanagement 2

In a nutshell: Beschwerden ernst nehmen, Vertrauen aufbauen – und das mitten im hektischen Alltag der Logistikbranche. Ob Kummerkasten, Vertrauenspersonen oder innovative Awareness Teams: Ein starkes Beschwerdemanagement hilft, die Stimmung im Unternehmen auf Kurs zu halten und sorgt dafür, dass niemand mit seinen Anliegen allein bleibt. Welche Lösung passt in dein Unternehmen?  

Ein gesundes und faires Arbeitsumfeld spielt eine zentrale Rolle für das Wohlbefinden und die Motivation von Mitarbeiter*innen. Gerade in Zeiten, in denen Themen wie psychische Gesundheit, Diversity und Gleichberechtigung zunehmend im Fokus stehen, ist es für Unternehmen essenziell, ein professionelles und nachhaltiges Beschwerdemanagement zu etablieren. Mitarbeiter*innen, die ihre Anliegen in einem sicheren Rahmen ansprechen und ernst genommen werden, bleiben langfristig loyal und engagiert. Doch wie gelingt der Aufbau eines Beschwerdemanagements, das effektiv und modern ist? Hier ein Überblick über verschiedene Modelle und deren Integration.  

1. Der Kummerkasten – Praktisch, aber oft unzureichend 

Ein Kummerkasten kann in Logistikunternehmen eine einfache und niederschwellige Möglichkeit bieten, Beschwerden und Anregungen anonym zu äußern. Gerade Mitarbeiter*innen in operativen Bereichen wie Lagerhaltung und Transport schätzen häufig die Anonymität eines klassischen Kummerkastens. Dieser sollte an zentralen und leicht zugänglichen Orten – wie Pausenräumen oder Eingangsbereichen – aufgestellt werden, um möglichst vielen Mitarbeiter*innen die Chance zu geben, ihre Anliegen zu formulieren. 

Allerdings sollte die Nutzung des Kummerkastens nicht alleinstehend bleiben. Um aus der einseitigen Kommunikation herauszutreten, können Unternehmen regelmäßige Besprechungen oder Workshops veranstalten, um auf anonym eingereichte Anliegen einzugehen und Lösungen anzustoßen. In der Logistikbranche, wo die Kommunikation zwischen den verschiedenen Hierarchieebenen oft herausfordernd sein kann, fördert dies Vertrauen und ein Gefühl der Beteiligung. Weitere Impulse zum Thema Kommunikation findest du in diesem Beitrag

2. Vertrauenspersonen – Persönliche Anlaufstelle mit geschulten Kollegen*innen 

Die Einführung von Vertrauenspersonen ist ein nächster Schritt, um ein stärker personalisiertes und proaktives Beschwerdemanagement zu schaffen. Vertrauenspersonen können als direkte Ansprechpartner*innen für die Teams fungieren, besonders für Fahrer*innen, Lagermitarbeiter*innen oder andere Mitarbeiter*innen im operativen Bereich, die möglicherweise wenig Kontakt zu den Büroabteilungen haben. 

Im besten Fall sind diese Vertrauenspersonen mobil und können verschiedene Standorte besuchen, um eine barrierefreie Anlaufstelle für die Mitarbeiter*innen zu sein. Eine regelmäßige Präsenz und die Bereitschaft, zuzuhören, kann dabei helfen, den Teams das Gefühl zu geben, dass ihre Anliegen ernst genommen werden. Diese Rolle sollte mit Personen besetzt werden, die empathisch, gut geschult und idealerweise mit den multikulturellen Herausforderungen in der Logistikbranche vertraut sind. Die Schulungen sollten praxisnahe Techniken der Gesprächsführung, Kenntnisse über die rechtlichen Rahmenbedingungen und Strategien zur Konfliktlösung beinhalten. Solche Fortbildungen bieten den zukünftigen Vertrauenspersonen das nötige Handwerkszeug, um Beschwerden und Anliegen kompetent und sicher zu bearbeiten. Wenn Vertrauenspersonen sich sicher und gut vorbereitet fühlen, sind sie in der Lage, einfühlsam, effektiv und professionell zu agieren. Deshalb ist es ratsam, an dieser Stelle nicht zu sparen – in gut geschultes Personal zu investieren, zahlt sich aus.  

3. Awareness Teams – Ein systematischer Ansatz für ein sicheres Arbeitsumfeld 

Awareness Teams, die für ein respektvolles, sicheres und gleichberechtigtes Arbeitsumfeld stehen, sind besonders hilfreich in Unternehmen, in denen unterschiedliche kulturelle Hintergründe und Sprachbarrieren vorherrschen – eine Situation, die in der Logistikbranche häufig vorkommt. Diese Teams können durch regelmäßige Besuche an den Standorten aktiv zur Prävention von Konflikten beitragen und Workshops oder Schulungen zu Themen wie Kommunikation, Respekt und Inklusion durchführen. 

Ein Awareness Team kann eine wichtige Rolle dabei spielen, Arbeitskräfte auf die Bedeutung von Respekt und Verständnis am Arbeitsplatz aufmerksam zu machen. Dies kann auch präventiv helfen, um Konflikte und Missverständnisse zu vermeiden, die oft durch Zeitdruck, körperliche Belastung und interkulturelle Unterschiede entstehen. Zudem kann das Team durch gezielte Maßnahmen die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeiter*innen fördern.  

Awareness Teams arbeiten daran eine offene und respektvolle Unternehmenskultur zu schaffen, während Vertrauenspersonen direkt im Bedarfsfall für Einzelpersonen da sind und Lösungen bieten. Indem beide Strukturen miteinander kombiniert werden, können Unternehmen ein ganzheitliches Beschwerdemanagement sicherstellen, das sowohl präventiv wirkt als auch konkret und diskret auf individuelle Anliegen eingeht. 

4. Digitale Plattformen – Flexibilität und Transparenz für mobile Arbeitskräfte 

Die Logistikbranche ist geprägt von Mitarbeitern*innen, die ständig unterwegs sind oder in verschiedenen Schichten arbeiten. Digitale Plattformen bieten eine flexible Möglichkeit, um Beschwerden, Feedback und Verbesserungsvorschläge jederzeit und von überall einreichen zu können. Besonders für Fahrer*innen, die kaum im Betrieb anwesend sind, kann dies eine wichtige Anlaufstelle sein. Sie können ihre Anliegen direkt über eine mobile App oder ein Online-Portal anonym einreichen. 

Ein digitaler Ansatz kann auch die Effizienz und Transparenz erhöhen. Beschwerden können schneller erfasst, kategorisiert und bearbeitet werden, sodass die Verantwortlichen strukturiert auf Probleme eingehen können. Die Digitallösung stellt sicher, dass Anliegen nicht mehr im Papierprozess „verloren gehen“, und ermöglicht es Mitarbeiter*innen – je nach technischer Ausgestaltung – den Bearbeitungsstand ihrer Anliegen nachzuverfolgen. Zudem können, wenn nötig auch anonym, Rückfragen an die Verfasser*innen gestellt werden, um zur Klärung der Situation beizutragen. 

Best Practice Tipps 

  • Zugang und Mobilität sicherstellen: Beschwerdekanäle sollten so gestaltet sein, dass alle Mitarbeiter*innen – auch mobile Kräfte und Schichtarbeiter*innen – Zugang dazu haben. Das bedeutet entweder physische Beschwerdeboxen in verschiedenen Standorten oder digitale Tools, die von unterwegs nutzbar sind.
  • Interkulturelle Sensibilität fördern: In vielen Logistikunternehmen arbeiten Menschen unterschiedlichster Nationalitäten zusammen. Schulungen zur interkulturellen Kommunikation und Awareness sind generell hilfreich, um Missverständnisse und Konflikte zu reduzieren.
  • Fokus auf Gesundheit und Sicherheit: Gesundheit und Sicherheit sind zentrale Themen in der Logistik. Ein Beschwerdemanagement, das Anliegen zu Arbeitsbedingungen ernst nimmt und regelmäßig Maßnahmen überprüft, ist essenziell, um die Gesundheit der Mitarbeiter*innen langfristig zu schützen.
  • Regelmäßige Kommunikation und Rückmeldungen: Besonders in der Logistikbranche, wo Hierarchien oft klar strukturiert sind, ist eine klare und regelmäßige Kommunikation wichtig. Mitarbeiter*innen sollten wissen, dass ihre Anliegen ernst genommen werden und welche Maßnahmen das Unternehmen daraufhin ergreift.
  • Schulungen für Führungskräfte: Schichtleiter*innen und Vorgesetzte sind häufig erste Ansprechpartner bei Problemen. Führungskräfte sollten daher in Konfliktmanagement und Kommunikation geschult werden, um kompetent und sensibel auf Beschwerden reagieren zu können. 

Fazit 

In der Logistikbranche, die durch hohen Zeitdruck, mobile Arbeitskräfte und intensive physische Anforderungen geprägt sind, spielt ein gut strukturiertes und flexibles Beschwerdemanagement eine entscheidende Rolle. Unternehmen, die auf verschiedene Beschwerdekanäle wie Kummerkästen, Vertrauenspersonen, Awareness Teams und digitale Plattformen setzen, können ihren Mitarbeiter*innen die Möglichkeit geben, sich offen und sicher zu äußern. Ein auf die speziellen Anforderungen des Unternehmens abgestimmtes Beschwerdemanagement schafft Vertrauen, stärkt das Arbeitsklima und fördert die langfristige Mitarbeiter*innenbindung. Denn zufriedene und engagierte Teams sind die Grundlage für einen erfolgreichen und produktiven Betrieb. 

 

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Autor*in

Lisa-Marie Karusseit

Lisa ist seit mehreren Jahren als Personal- und Kommunikationsexpertin in den Bereichen E-Commerce und Logistik tätig. Bei even logistics teilt sie ihre umfangreichen Erfahrungen, führt Gespräche mit Expert*innen und zeigt auf, wie starke People & Culture-Strategien den nachhaltigen Erfolg von Logistikunternehmen fördern. Jenseits des beruflichen Alltags tobt sich Lisa mit abstrakter Kunst kreativ und auf dem Surfbrett sportlich aus.


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