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Betriebliches Eingliederungsmanagement in der Logistik
Gesunde Mitarbeitende, starkes Unternehmen: über Vorsorge und effektive Maßnahmen.
In a nutshell: In diesem Beitrag erfährst du, wie BEM genau funktioniert, welche Maßnahmen gerade in der Logistik den größten Effekt haben und warum es sich für dich und dein Team lohnt, es richtig umzusetzen. Wir zeigen dir auch, welche Stolpersteine es geben kann und wie du sie aus dem Weg räumst. Am Ende wirst du sehen: Mit einem gut durchdachten BEM hast du nicht nur weniger Krankentage, sondern auch motivierte Mitarbeiter*innen und ein reibungsloses Tagesgeschäft!
Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) in der Logistik
Begriffserklärung: Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) in der Logistik spielt eine entscheidende Rolle, um die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit von Mitarbeitender*innen nach längerer Krankheit oder Verletzung zu fördern. Das Ziel des BEM ist es, erkrankte oder verletzte Mitarbeiter*innen wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren und dabei sowohl ihre Leistungsfähigkeit als auch die Belastungen zu berücksichtigen, um erneuten Ausfällen vorzubeugen.
Wie BEM umgesetzt wird
Arbeitgeber sind verpflichtet, allen Mitarbeitern*innen, die innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen krank waren, eine Eingliederung anzubieten. Dabei ist die Teilnahme freiwillig. Gemeinsam mit den Mitarbeitern*innen, dem Betriebsrat und ggf. Betriebsärzten*innen oder anderen Fachleuten wird die Ursache der Krankheit analysiert und ein individueller Plan erstellt. Nach der gemeinsamen Analyse werden entsprechende Maßnahmen zur Wiedereingliederung in die Tätigkeitsaufnahme entwickelt. Im Rahmen des Rückkehrprozesses nimmt der*die Mitarbeiter*in die Arbeit in einem stufenweisen Plan wieder auf.
Belastungen in der Logistik
Die Logistikbranche zeichnet sich durch physisch anspruchsvolle Tätigkeiten, Schichtarbeit und oft stressige Arbeitsbedingungen aus. Diese können leicht zu Arbeitsunfähigkeit führen, etwa durch Rückenleiden, Überlastung oder auch psychischen Stress aufgrund von hohem Zeitdruck und Überstunden, besonders während der Hochsaison wie dem Black Friday. Weitere Einblicke in die Vermeidung von Belastungen von Mitarbeiter*innen während Peak Zeiten, findest du hier.
Langfristige Arbeitsunfähigkeit gefährdet jedoch nicht nur die Gesundheit der Mitarbeiter*innen, sondern auch die Produktivität des Unternehmens. Hier setzt das BEM an, indem es Mitarbeiter*innen nach einer Krankheit unterstützt, wieder fit für den Arbeitsalltag zu werden. Typische Belastungen in der Logistik umfassen unter anderem:
- Schweres Heben und Tragen, was zu Muskel-Skelett-Erkrankungen führen kann.
- Schichtarbeit, die den Schlafrhythmus und das psychische Wohlbefinden beeinflusst.
- Zeitdruck und monotone Abläufe, die Stress und Burnout-Risiken erhöhen.
- Verletzungen durch Maschinen und Fahrzeuge, die durch unsachgemäßen Umgang mit Gabelstaplern, Hubwagen oder Förderbändern auftreten können.
- Ermüdungsbedingte Unfälle, die durch Schichtarbeit, lange Arbeitszeiten oder monotone Tätigkeiten begünstigt werden.
BEM als Hebel zur Reduzierung von Fehlzeiten
Durch ein gut implementiertes BEM können Krankentage in der Logistikbranche reduziert werden. Dies geschieht, indem frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden, die die Wiedereingliederung der Mitarbeiter*innen fördern und langfristigen Erkrankungen vorbeugen. Einige Ansätze beinhalten:
- Individuelle Arbeitsplatzanpassung: Mitarbeiter*innen, die nach einer Verletzung oder Erkrankung zurückkehren, können schrittweise wieder an ihre Tätigkeit herangeführt werden. Neben Maßnahmen wie der Arbeitszeitreduzierung, können körperliche Belastungen durch Hilfsmittel wie Hebevorrichtungen oder ergonomische Arbeitsplatzgestaltungen minimiert werden. In einigen Fällen können auch Aufgaben umverteilt oder sogar eine neue Tätigkeit im Unternehmen gefunden werden.
- Psychische Belastungen reduzieren: Psychologische Betreuung oder Stressbewältigungsseminare könnten Mitarbeitern*innen helfen, nach langer Krankheit besser mit den Anforderungen in der Logistik zurechtzukommen.
- Schichtplan-Optimierung: Eine Umsetzung in Tagesschichten kann der betroffenen Personen helfen, den Schlafrhythmus zu stabilisieren und somit die körperliche und psychische Gesundheit zu fördern. Dies würde insbesondere Mitarbeitern*innen helfen, die aufgrund von Erschöpfung oder Schlafstörungen erkrankt sind.
- Früherkennung und Prävention: BEM sollte auch präventiv eingesetzt werden, um Ausfallzeiten zu minimieren. Durch regelmäßige medizinische Check-ups und gesundheitsfördernde Maßnahmen, wie Rückenschulungen oder Stressmanagement-Workshops, können Krankheiten frühzeitig erkannt und präventiv behandelt werden. Diese Ansätze reduzieren das Risiko von langfristigen Erkrankungen und verkürzen die Krankheitszeiten.
Ganzheitliche Erfolge eines integrierten BEMs
Durch die Anwendung des BEM können die Krankentage in der Logistikbranche signifikant reduziert werden. Dies geschieht durch:
- Frühzeitige Intervention: Durch die frühzeitige Identifikation von gesundheitlichen Problemen und gezielte Maßnahmen wird verhindert, dass diese sich verschlimmern und zu längeren Ausfallzeiten führen.
- Langfristige Gesundheitsförderung: Mitarbeiter*innen, die in das BEM integriert werden, profitieren langfristig von Maßnahmen zur Erhaltung ihrer Gesundheit, was das Risiko von wiederkehrenden Erkrankungen verringert.
- Steigerung der Mitarbeiter*innenzufriedenheit: Die Unterstützung durch das BEM kann das Vertrauen der Teams in ihren Arbeitgeber stärken und die Motivation sowie die Bindung an das Unternehmen verbessern, was sich positiv auf die Arbeitsmoral und Produktivität auswirkt.
BEM erfordert eine gründliche und sorgfältige Umsetzung
BEM sollte nicht nebenbei erfolgen. Unternehmen müssen sich mit administrativen Aufwänden, fehlender Akzeptanz sowie finanziellen und organisatorischen Belastungen auseinandersetzen. Bei der strukturierten und umfassenden Einführung eines BEM-Systems sollten folgende Aspekte in Betracht gezogen werden.
- Hoher administrativer Aufwand
Die Einführung von BEM erfordert viel Planung und Dokumentation, was besonders in großen Unternehmen zeit- und ressourcenintensiv ist. - Mangelnde Akzeptanz durch Mitarbeiter*innen
Mitarbeiter*innen könnten das BEM nicht als Unterstützung, sondern als Eingriff in die Privatsphäre ansehen. Bei belastetem Vertrauen verringert diese gut gemeinte Initiative die Akzeptanz umso mehr. - Fehlende Fachkompetenz
Oft fehlen interne Experten*innen, um das BEM professionell umzusetzen, was die Qualität der Maßnahmen beeinträchtigen oder den Einsatz externer Berater*innen erforderlich machen kann. Das Thema BEM jemandem auf den sowieso schon überladenen Schreibtisch zu geben, verfehlt das Ziel. - Zusätzliche Kosten
Kosten für Schulungen, Beratung und Arbeitsplatzanpassungen können vor allem für kleinere Unternehmen eine Belastung darstellen. - Vertraulichkeitsprobleme
Unsachgemäßer Umgang mit Gesundheitsdaten kann Vertrauen zerstören und rechtliche Probleme verursachen. - Konflikte mit Arbeitsabläufen
BEM kann zu Anpassungen im Arbeitsablauf führen, was Konflikte im Team oder zusätzliche Belastungen für Kollegen*innen verursachen kann. - Schwer messbarer Erfolg
Der Nutzen von BEM-Maßnahmen ist oft langfristig und schwer direkt messbar, was die Erfolgseinschätzung erschwert. - Unzureichende Kommunikation
Mangelnde Information über Ziele und Nutzen des BEM kann zu Missverständnissen und Widerstand bei der Umsetzung führen. - Stigmatisierung von Betroffenen
Teilnehmer*innen am BEM könnten sich stigmatisiert fühlen, als „Problemfälle“ wahrgenommen zu werden, was ihre Zufriedenheit mindern kann.
Ein komplexes und doch so wertstiftendes Thema
Das Betriebliche Eingliederungsmanagement bietet in der Logistikbranche enormes Potenzial, um die Anzahl der Krankentage zu reduzieren und die Gesundheit der Mitarbeiter*innen zu fördern. Durch eine systematische und individuelle Unterstützung können Mitarbeiter*innen nach einer Krankheit oder Verletzung schneller und sicherer in den Arbeitsprozess zurückkehren. Wichtig ist, dass Unternehmen in der Logistik das BEM aktiv und umfassend umsetzen, um sowohl den Arbeitskräften als auch den betrieblichen Abläufen nachhaltig zu helfen.