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Personalmangel bekämpfen: Die Vorteile neuer Zielgruppen
Quereinsteiger*innen als Lösung für den Personalmangel in der Logistikbranche.
In a nutshell: Warum du nicht auf geradlinige Lebensläufe warten solltest und wie Mitarbeiter*innengewinnung aus branchenfremden Unternehmen der Innovationskraft einen Schub verleihen kann. Frei nach dem Motto: Andere Mütter/Väter haben auch schöne Töchter/Söhne.
Der Fachkräftemangel in der Logistikbranche hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Besonders offensichtlich wird dies im Bereich der Lkw-Fahrer*innen und Lagerlogistiker*innen, wo jährlich tausende Stellen unbesetzt bleiben. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, qualifizierte oder überhaupt Mitarbeiter*innen zu finden. Laut Statista (2024) meldeten sogar 47 % der befragten Unternehmen aus dem Lagerlogistik-Bereich, dass ihre Geschäftsabläufe aufgrund des Fachkräftemangels beeinträchtigt werden.
Stichwort: Transferierbare Fähigkeiten
In diesem Arbeitnehmer*innenmarkt können Unternehmen nicht nur auf gelernte Kandidaten*innen mit geradlinigen Lebensläufen setzen, sondern müssen auch aktiv in anderen Branchen nach potenziellen Mitarbeitern*innen suchen. Warum? Viele Berufsfelder bringen übertragbare Fähigkeiten mit, die sich problemlos auf die Logistikbranche anwenden lassen.
Mit etwas Mut, out-of-the-box Denken und geschulten Mitarbeitern*innen im Betrieb, die als Buddy aushelfen können, lässt sich der Personalmangel verringern. Ein Blick in die verschiedenen Branchen und die potenziellen Talente dahinter lässt die Hoffnung aufblühen.
Branchen, die den Kandidaten*innenmarkt für die Logistik erweitern
Mitarbeiter*innen aus den folgenden Bereichen verfügen häufig über Fähigkeiten, die sich problemlos auf logistische Tätigkeiten anwenden lassen.
1.) Einzelhandel und Großhandel:
- Schicht- und Wochenendarbeit ist bekannt
- Starke Soft-Skills durch täglichen Kundenkontakt
- Routine im Umgang mit Produktbeständen, Warenannahme und Lagerung
2.) Produktion und Fertigung:
- Starkes Verständnis für Präzision, Qualitätskontrollen und Arbeitssicherheit
- Prozessabläufe und Arbeit mit Automatisierungstechnik ist bekannt
- Fokus auf Prozessoptimierungen und Effizienz
3.) Transport- und Lieferdienste:
- Optimiertes Zeitmanagement und Routenplanung
- Effiziente Durchführung von Transportprozessen
4.) Gastronomie und Hotellerie:
- Schnelligkeit und Präzision
- Stressresistenz und Organisationstalent unter Druck
- Führung von Teams in klaren Prozess- und Verantwortungsbereichen
5.) Eventmanagement:
- Management verschiedener Ressourcen und Prozesse unter Druck
- Einhaltung enger Zeitpläne
6.) Automobilindustrie:
- Kenntnisse über Produktionslogistik, Materialflusssteuerung und Qualitätskontrolle
7.) Luftfahrt und Flughafenmanagement:
- Komplexe Koordination von Transporten, strikte Sicherheitsanforderungen und Management großer Mengen von Waren
Durch die Rekrutierung von Arbeitskräften aus diesen Branchen können Logistikunternehmen auf einen breiteren Talentpool zugreifen und von einer Vielzahl wertvoller Fähigkeiten profitieren, die für die Optimierung und Effizienzsteigerung ihrer Prozesse entscheidend sind.
Wenn man das Potenzial branchenfremder Mitarbeiter*innen genauer betrachtet und den Fokus auf die Förderung von Diversität im Team erweitert, eröffnen sich zahlreiche Vorteile für Unternehmen:
Das Abwerben von Fachkräften aus der eigenen Branche und das Stundenlohn-Dumping können vermieden werden. Größerer Talentpool und weniger Wettbewerb – Check!
Mitarbeiter*innen, die bereits in verschiedenen Branchen tätig waren, sind oft flexibler und besser in der Lage, sich an Veränderungen anzupassen, beispielsweise bei der Einführung neuer Technologien oder Prozessänderungen. Anpassungsfähigkeit bei Veränderungen – Check!
Branchenfremde Mitarbeiter*innen bringen neue Denk- und Lösungsansätze mit, wodurch sie zur Verbesserung interner Prozesse beitragen, und innovative Ideen fördern. Teams können aus einem breiteren Spektrum von Lösungen schöpfen. Frische Perspektiven und Innovationen – Check!
Ein diverses Team fördert eine inklusive Unternehmenskultur, in der unterschiedliche Meinungen und Ansätze geschätzt werden. Stärkung der Unternehmenskultur – Check!
Wenn Mitarbeiter*innen aus verschiedenen Branchen eingestellt werden, müssen Themen wie Weiterbildung und Schulungen stark im Unternehmen integriert werden. Diese Lernkultur führt langfristig dazu, dass die Teams nicht nur die spezifischen Anforderungen des Unternehmens erfüllen, sondern sich auch entwickeln und vielseitig eingesetzt werden können. Steigerung von Flexibilität und Lernfähigkeit – Check!
Wettbewerbsfähigkeit durch Diversität: Chancen und Herausforderungen gegenübergestellt
Die genannten Vorteile untermauern die Argumentation, dass die Rekrutierung von branchenfremden Mitarbeitern*innen eine strategische Entscheidung darstellt, die das Potenzial hat, die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft eines Unternehmens zu steigern. Firmen sollten offen für Bewerber*innen aus anderen Branchen sein, die übertragbare Fähigkeiten mitbringen und bereit sind, diese Kompetenzen an die Anforderungen der Logistik anzupassen.
Natürlich gibt es auch Herausforderungen bei diesem Ansatz. Längere Einarbeitungszeiten, fehlendes Fach-, Technologie- oder Prozesswissen, höhere Schulungskosten, anfänglich geringere Effizienz und eine potenziell höhere Fluktuation sind nur einige davon. Doch müssen diese Nachteile nicht zwangsläufig akzeptiert werden? Angesichts des Fachkräftemangels ist es das kleinere Übel, unkonventionelle Talente zu gewinnen, als verzweifelt auf die „eierlegende Wollmilchsau“ zu warten, oder?
Am Ende des Beitrags stellen wir uns jedoch die provokante Frage, ob im Zuge der expandierenden Automatisierungstechnik die Ressource Mensch weiterhin in diesem Umfang gebraucht wird. Ja, nein, vielleicht – erfahre hier mehr.